Systemisches Coaching

Das Ziel von systemischem Coaching ist es, gemeinsam mit dem Gecoachten Lösungen zu finden. Der Coach unterstützt den Kunden bei der Lösungsfindung indem er „systemische Fragen“ stellt. Diese Art von Lösungsfindung ist besonders effektiv, da Lösungen, die man selber entwickelt meist besser für das eigene spezifische Problem passen, als Ideen, die von einem außenstehenden Berater alleine entwickelt wurden. Hinter dem Ansatz von systemischem Coaching steckt das Rahmenwerk der „systemic-constuctivist theory“, auf deutsch Theorie des systemischem Konstruktivismus. Sonja Radatz zufolge heißt das:

  • „systemisch“ heißt, dass Veränderungen nur passieren können, wenn alle involvierten Personen mitmachen und zustimmen. Ideen, welche von nur einer Person verfolgt werden, und gegen den Willen der anderen entstehen, werden nicht in die Tat umgesetzt werden.
  • „konstruktivistisch“ heißt, dass unterschiedliche Probleme von unterschiedlichen Personen anders bewertet und gesehen werden. Objektivität existiert daher nicht, alles muss aus subjektiver Sicht gesehen werden.

Die Theorie des Konstruktivismus sagt aus:

  • Es gibt keine Objektivität – alles wird aus subjektiver Perspektive beurteilt. Alles soll aus der Sicht des Gecoachten, inklusive seiner Erfahrungen und Wahrnehmung der Dinge, gesehen werden – alles was er sagt, ist daher gültig, da nur seine Wahrnehmung eine Rolle spielt.
  • In diesem Kontext: Jede Beobachtung, die ich als Coach mache, ist meine eigene Beobachtung und subjektiv – sie reflektiert meine eigenen Standards der Bewertung.
  • Sogenannte unentscheidbare Fragen können vor allem bezüglich ökonomischen Problemstellungen auftreten. Auf diese Fragen wird es immer mehr als eine gültige Antwort geben – versucht man also eine solche Frage zu beantworten, muss man sich einer großen Verantwortung bewusst sein. Ein Beispiel könnte sein: „Welche Eigenschaften definieren den Erfolg eines Unternehmens?“
  • Jede Aktion einer Person, ist im Moment des Handelns für diese Person vernünftig und begründet. Aus diesem Grund mach es wenig Sinn „guten Rat“ zu geben, ob der Gecoachte etwas tun soll oder nicht, da der Berater aus der systemischen Perspektive niemals zu hundert Prozent verstehen wird, welche Gründe hinter dem Handeln des Gecoachten stehen.
  • Das Verhalten einer Person wird von dem Beobachteten selber bestimmt – konkret von den eigenen Verhaltensmustern. Humberto Maturana bezeichnet dies als „Autopoiesies“, was als Selbserschaffung und -Erhaltung eines Systems definiert wird. Daraus folgt, dass Personen ihr Verhalten nicht, aufgrund von exogenen Gründen, nachhaltig verändern (z.B. weil der Berater ihnen rät etwas zu tun). Menschen verändern ihr Verhalten, weil es für sie selbst Sinn macht.
  • Menschen verhalten sich unterschiedlich in verschiedenen Situationen. Ein Familienvater, der gleichzeitig Lehrer ist, wird sich zum Beispiel anders benehmen, wenn er vor der Klasse referiert als zuhause bei seinen Kindern. Das Verhalten von Personen kann sich innerhalb von Minuten ändern.
  • Probleme sind immer zeit- und situationsabhängig. Des Weiteren sind sie immer einzigartig, weil sie von den miteinbezogenen Personen so wahrgenommen werden und auch nur von den Betroffenen als Problem gesehen werden. Daraus resultiert, dass jeder Mensch der einzige Experte für sein eigenes Problem ist und für Außenstehende ist es beinahe unmöglich solche Situationen zu verstehen. Jedoch kann ich, wenn ich die Probleme anderer nicht genau verstehe, auch nicht dabei behilflich sein, sie zu lösen – daraus würden neue, externe Realitäten entstehen und dies würde aus der Perspektive des Lösungssuchenden keinen Sinn ergeben.
  • In diesem Kontext heißt das, dass Probleme nie vernachlässigt werden sollten und angemessene Aufmerksamkeit erfordern.
  • Meistens tauchen Probleme aufgrund von problemorientierten Darstellungen, Erklärungen und Beurteilungen auf – Veränderungen in diesen Komponenten könnten also möglicherweise das Problem lösen.